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Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis, im Volksmund kurz Rheuma genannt, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Gelenke. Sie ist die häufigste Rheuma-Form, wobei Frauen etwa doppelt so häufig von Rheuma betroffen sind wie Männer. Der Krankheitsbeginn ist oft schleichend oder tritt plötzlich auf, meist in Schüben. Zu den typischen Symptomen gehören nächtliche und morgendliche Schmerzen in den Fingergelenken, sowie eine Morgensteifigkeit dieser Gelenke, die länger als eine Stunde anhält. Die betroffenen Gelenke schwellen an und sind überwärmt. Eine Rötung der betroffenen Gelenke kann hinzukommen.
Die genaue Ursache der rheumatoiden Arthritis ist noch nicht vollständig geklärt. Mutmaßlich spielen genetische Faktoren eine Rolle, da das Risiko zu erkranken höher ist, wenn Rheumatiker in der Familie vorkommen. Als Auslöser agieren vermutlich zusätzlich Infektionen und Allergien. Bei Rheumatoider Arthritis handelt es sich um einen Angriff des Immunsystems gegen den eigenen Körper. Dabei bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen gesundes, körpereigenes Gewebe. Die Gelenkinnenhaut wird von den Antikörpern angegriffen, die sich daraufhin entzündet und im Laufe der Zeit immer mehr zerfällt. Während dieses Zerfallsprozess werden die Gelenke zusätzlich angegriffen, da erneut Antikörper aktiviert werden. Grund dafür sind fehlgeleitete Immunzellen, die in das Gelenk einwandern und dort Zytokine, also Botenstoffe, produzieren. Je weiter der Verlauf voranschreitet, werden neben der Gelenkinnenhaut auch Gelenkknorpel und Schlussends auch der Knochen angegriffen.
Medikamente
Je früher die Diagnose für Rheumatoide Arthritis gestellt und eine Behandlung eingeleitet wird, umso eher können ein Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten und die Schmerzen kontrolliert werden. Die medikamentöse Behandlung rheumatischer Erkrankungen ist in die nachfolgenden vier Hauptgruppen zu unterscheiden. Diese Medikamentengruppen haben unterschiedliche therapeutische Zielsetzungen und Wirkungen. Die Anwendung erfolgt deshalb oft gleichzeitig. Dabei hängt der Erfolg der Behandlung im Wesentlichen davon ab, für die unterschiedlichen Krankheitsbilder die jeweils individuell richtige Behandlungskombination zusammenzustellen.
Analgetika
Ein Analgetikum bzw. Schmerzmittel ist ein Stoff, der schmerzstillend (analgetisch) wirkt. Im Idealfall unterdrückt er die Schmerzempfindung, ohne das Bewusstsein, die sensorische Wahrnehmung und andere wichtige Funktionen des Zentralnervensystems zu beeinflussen bzw. die Leitung von Aktionspotentialen in Nervenfasern zu unterdrücken.
Nicht-steroidale Antirheumatika NSAR
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) enthalten kein Kortison und sind entzündungshemmende Schmerzmittel. Dazu gehören z.B. Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure. Bei der Einnahme von NSAR tritt schon nach kurzer Zeit eine Wirkung ein, die Schmerzen lassen nach und entzündliche Schwellungen gehen zurück.
Kortison/ Glukokortikoide
Das stark entzündungshemmend wirkende Kortison wird in akuten Rheumaschüben verabreicht, wenn die nicht-steroidale Antirheumatika NSAR nicht ausreichen. Auch hier lassen die Schmerzen der Patienten schnell nach und sie können sich wieder besser bewegen. Kortison hat jedoch keinen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit. Kortison wird auch nur so lange verabreicht, wie es nötig ist, um das Auftreten von Nebenwirkungen zu minimieren.
Basistherapeutika (Langwirksame Antirheumatika, krankheitskontrollierende Medikamente)
Basistherapeutika sind in der Lage den Verlauf von rheumatoider Arthritis zu beeinflussen, indem sie Schäden der chronischen Entzündung aufhalten oder zumindest verringern können. Jedoch sind sie nicht in der Lage die Ursache der Krankheit zu beheben. Basistherapeutika bewirken eine Verbesserung der Beschwerden und können entzündliche Schübe verhindern. Da sie jedoch ihre Wirkstoffe nur langsam entfalten, tritt eine Veränderung erst nach Wochen oder Monaten auf, bei kontinuierlicher Behandlung. Die Basistherapie sollte daher beginnen, bevor Gelenkschäden nicht mehr rückgängig zu machen sind. Zu den Basistherapeutika gehören folgende Medikamente: Cyclosposphamid, Sulfasalazin, Cyclosporin, Methotrexat, Chloroquin, etc. Es können Nebenwirkungen auftreten, wie Hautreaktionen, Augenschäden, allergische Reaktionen, Blutbildveränderungen etc.
Biologische Medikamente
Aktuell sind die Biologicals Adalimumab, Infliximab und Etanercept auf dem Markt. Alle die krankheitsfördernden Effekte des Tumornekrose-Faktor-Alpha hemmen, sowie der Interleukin-1-Blocker Anakinra. Ein weiterer Wirkstoff der im Sommer 2006 zugelassen wurde ist Rituximab. Bisher gibt es noch keine Langzeiterfahrungen zu den genannten Medikamenten.
Therapie
Das Hauptziel von Therapien gegen rheumatoide Arthritis ist das Fortschreiten der Erkrankung und ein Befall weiterer Gelenke zu bremsen. Andere Schwerpunkte der Behandlung beziehen sich beispielsweise auf die Förderung der Beweglichkeit oder bestehen aus Schmerztherapien. Folgende Therapien sind anwendbar:
Lokale Therapiemaßnahmen
Eine lokale Therapiemaßnahme ist die nuklearmedizinische Synoviorthese. Bei der speziellen Strahlentherapie des Gelenk-Binnenraums wird eine schwach radioaktive Flüssigkeit in die Gelenkhöhle eingebracht. Die Flüssigkeit verteilt sich und wird nach kurzer Zeit von Entzündungszellen aufgenommen, wodurch diese abgetötet werden. Bei dieser Therapie ist der Erfolg erst nach ca. 6 Monaten zu beurteilen, aufgrund des langsamen Wirkungseintritts.
Physikalische Therapie
Physikalische Therapien werden Hauptsächlich zur Entspannung und zur Linderung der Schmerzen eingesetzt. Ein Teil ist die Wärmetherapie, bei der Mittels Bädern, Rotlicht oder anderer Hilfsmittel dem betroffenen Gelenk Wärme zugeführt wird. Dabei wird die Durchblutung gesteigert. Bei Rheumaschüben, wird diese Therapie jedoch abgewandelt und es wird schmerzlindernde Kältetherapie eingesetzt. Der Effekt ist eine kurzfristige Blockierung der Schmerzbahnen und eine zusätzliche Abschwellung akuter Schübe. Ebenfalls Bestandteil dieser Therapieform sind Massagen und Elektrotherapien.
Operative Therapie
Operative Eingriffe sind eher selten, da medikamentöse Therapien sehr erfolgreich sind. Operationen sind dann nötig, wenn sich z.B. ein entzündlicher Gelenkerguss entwickelt hat. Bei der Operation wird die Flüssigkeit mittels einer Gelenkpunktion entfernt, um eine Druckentlastung zu erreichen.
Biologische Therapie
Bei der Biologischen Therapie handelt es sich um eine zeitgemäße Therapie mit biotechnologisch produzierten Medikamenten. Diese werden auch als Biologicals bezeichnet und wirken biologisch, da sie sich von den herkömmlichen in der Rheumatologie angewendeten Medikamenten unterscheiden. Sie greifen gezielt in körpereigene Vorgänge ein, dabei werden körpereigene Stoffe ausgeschaltet, die Entzündungen hervorrufen oder verstärken können.
Physiotherapie
Ein wichtiger und elementarer Teil der Rheumatherapie ist die Krankengymnastik. Um die Gelenke zu entlasten wird vorrangig die Muskelkraft gefördert. Des Weiteren sollen die Beweglichkeit und die Funktion der Gelenke erhalten bleiben um möglichen Gelenkverformungen entgegenzuwirken. Schmerzlindernd und entspannend wirken auch gezielte Bewegungsübungen.
Ergotherapie und Rehabilitation
Treten schwerere Krankheitsverläufe auf sollten die Lebensumstände den Bewegungseinschränkungen angepasst werden. Es soll ein möglichst selbstständiges Leben geführt werden und der Beruf erhalten werden. Dabei unterstützen Ergotherapien den Patienten bei der Verrichtung von täglichen Handlungen und üben das Anwenden von Hilfsmitteln, wie z.B. Greifhilfen. Diese werden von Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung gestellt.